ABACUS Pre-/Power vs. VAK

ABACUS Pre-/Power vs. VAK

Beitragvon audioviel » Di 14. Dez 2021, 18:45

Liebe Soundgourmets und Hobbykollegen,

aktuell braucht vor allem unsere Demokratie Verstärkung, denn sonst wird sie vom Digitalregime pulverisiert. Die zur Rettung von Solidarität und Eigenverantwortung beitragenden Wirkverstärker findet ihr auf unserer Welcome-Page, die mit einem Klick auf den Notenschlüssel erreichbar ist. Hier geht es wie gewohnt nochmal um technische Mittel zum Zweck: Wenn man als ursächlicher Fan von Livemusik alle Konzerte mit G-Regeln bestreikt stellt sich parallel die Frage, ob das darbende Gehör mit einem technischen Upgrade entschädigt werden darf. Die Antwort steht fest und wird im Fazit dieses Essays veranschaulicht. Die Hifi-Geräte werden im folgenden nicht zu werblichen Zwecken beschrieben, sondern neben der Würdigung der technischen Dimension soll eine Projektionsfläche des Konsumentenverhaltens unter dem Einfluß der Pandemiebedingungen entstehen. Im Fokus stehen auf der einen Seite das Verstärker-Tandem, auf der anderen Seite das situativ angepasste Kaufverhalten eines Menschen mit musikalischer Affinität, der sich fragt, ob die Technik als Korrelat unseres Slogans "Wir lieben Musik." zum Fetisch verkommen ist - ohne die Behauptung, dass das Verhalten eines Einzelnen exemplarisch für die Gesellschaft sein kann oder muss. Als Prolog soll das genügen; es folgen die allseits beliebten Hifi-Fakten: Die Begegnung mit dem ABACUS beginnt mit einer verplombtem blauen Plastikkiste von beeindruckender Größe, in der die Leihgeräte gegen eine angemessene Gebühr zugestellt werden.

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Am Arbeitsplatz vollständig eingerichtet, beliefert das Duo zwei exzellente Countach-Boxen mit Energie:


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Re: ABACUS Pre-/Power

Beitragvon audioviel » Mo 20. Dez 2021, 22:16

Das Verstärker-Tandem macht haptisch einen tadellosen Eindruck. Die Potis sind präzise zu regeln und am Gehäuse sind alle Kanten von bester Anfassqualität. Am Heck befinden sich solide Kabelterminals für alle gängigen Anschluss-Varianten. Die LEDs sind mit Augenmaß gedimmt; am Tag gut erkennbar und blendfrei im Dunkeln - so soll es sein. Die Hauptaufgabe besteht in der feinfühligen Lautstärkeregelung, auch über die Fernbedienung. Die Steuerung lässt keine Wünsche offen, nur die Breite der Fernbedienung macht sie etwas unhandlich. Vielleicht lässt man sich das bei ABACUS mal durch den Kopf gehen...

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Wie klingt es? Als Referenz steht mir einerseits ein optimal gestimmtes Yamaha B3 - Klavier zur Verfügung, anderserseits der frische Eindruck der Kombination mit dem Vincent SA-32, der die Endstufe meines 8300A beliefert hat. Hier zeigen sich durchaus Unterschiede: Die ABACUS-Kombi klingt kraftvoller und substantieller als der 8300A im Solobetrieb - das war gut nachvollziehbar. Mit der Vincent-Audiolab-Kombi (VAK) kann dieses ABACUS-Tandem aber nicht mithalten, was mich etwas überrascht und auch erstaunt hat. Die VAK spielt am natürlichsten und am wenigsten technisch; die hohe Kunst der high fidelity wird Realität. Die ABACUS-Kombi kann die Feinstruktur der Klavieranschläge nicht so feinsinnig-differenziert reproduzieren und die räumliche Abbildung löst sich nicht so gut von den Lautsprechern. Die VAK hat auch bei den Klangfarben die Nase vorn und simuliert das Live-Feeling durch authentische Dynamik an den Frequenzenden besser. Insgesamt kann sich die unkonventionelle VAK-Verstärkung mit komfortablem Vorsprung an der Spitze meines Vergleichs positionieren. Im Alltag entscheidend ist noch die Frage, wie die Geräte mit dem Benutzer kommunizieren; der Goldstandard ist für mich das alphanumerische Display. Die Quelle und der Hörpegel müssen auf einen Blick erkennbar sein, zudem muss das Display dimmbar sein - so wie es der Audiolab 8300A von Hause aus mitbringt. Das bietet keiner der beiden Vorverstärker und so werde ich mich weiter umsehen. Die nächsten Kandidaten haben Hobbykollegen im Nachbarforum definiert - ich werde euren Tipps ganz sicher Gehör schenken, aber das wird (siehe unten) noch Monate, wenn nicht Jahre dauern.

Fazit: Um zum individuellen Geschmack und Gehör passenden Geräte zu finden braucht man Geduld. Durch den praktischen Nutzwert im Alltag und die Summe aller Eigenschaften ist der Audiolab 8300A meines Erachtens ein audiophiler Zehnkämpfer - er kann für den Preis nicht perfekt sein. Aber man bekommt für sein Geld einen sehr fairen Gegenwert; er gibt sich in keiner Klangdisziplin eine Blöße (Stephan Horwege hat bekanntlich etwas nachgeholfen) und er sieht schlicht und einfach gut aus. Er bleibt im Team und hat seine Position gegen solide Konkurrenz sogar stabilisiert.

Wie lautet die Antwort auf die eingangs gestellte Frage der Konsumentenhaltung: Wenn ich mich für ein Hifi-Upgrade entscheide muss klar sein, dass die Wertschöpfung bei der Herstellung innerhalb unserer Landesgrenzen erfolgt. Das soll kein allgemeiner Maßstab sein; jeder muss für seinen Konsum eine individuelle Entscheidung treffen. Aus meiner Sicht ist diese Geräteklasse aber definitiv Luxus und das führt meines Erachtens zu der Überlegung, wo man beim Kauf Jobs sichern will. Wenn ich mit den Entwicklern in meiner Sprache reden kann, finde ich das charmant und letztlich auch solidarisch. High End für das Wir-Gefühl..., kann so falsch nicht sein :idea: Aber: Solange die angeblich schlimmste Seuche der Menschheitsgeschichte unzählige Existenzen ruiniert, ist bereits der Gedanke an die Notwendigkeit neuer Hifi-Spielsachen eine dekadente Realitätsverleugnung. Solange das politische Gebahren weder diskurs- noch evidenzbasiert ist, werde ich unter keinen Umständen irgendeinen "Luxus"-Artikel kaufen. Die Situation zwingt zum reflektierten Handeln - was in Zeiten suspendierter Grundrechte nur eines bedeuten kann:

Konsumverzicht!


Gutes Hifigeraffel liefert eine nette Illusion - aber die Natur braucht keinen Fetisch; das reale Klavier klingt immer am schönsten. Wenn ich dann noch so spielen könnte wie Edgar Knecht... Hifi hat durchaus eine Berechtigung :D

Besinnliche Festtage und happy listening :agree:
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Re: ABACUS Pre-/Power vs. VAK

Beitragvon michaellang » Di 28. Dez 2021, 17:53

Hallo,
Welche Geräte von Abacus waren das genau?

Da wäre es interessant gewesen etwas mehr zu erfahren.

Bei der Vincent Audiolab Kombi würde mich interessieren, ob es sich bei der 8300A um die von Hörwege modifizierte Variante gehandelt hat.
Wie ist der Unterschied zwischen der 8300A als Vollverstärker und der Kombi Vincent Vorstufe und 8300A als Endstufe?

Ich persönlich interessiere mich für den Audiolab Verstärker, evtl. als modifizierte Variante von Hörwege.

Wäre für ein paar Details dankbar um das einordnen zu können. (Dann werde ich es natürlich auch persönlich testen, bevor ich es kaufen sollte)

Gruß
Michael
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Re: ABACUS Pre-/Power vs. VAK

Beitragvon audioviel » Di 28. Dez 2021, 18:18

Hallo Michael, willkommen im Club :-)

Die Testkombi bestand aus einem Preamp 14 und der 60-120D Endstufe. Mein 8300A ging über den Schreibtisch von Stephan Horwege. Die Kombination Vincent SA-32 (Horwege) und 8300A als Endstufe zeigt, dass der Vorverstärker des 8300A der Flachenhals ist. Die VAK war ein deutlicher Fortschritt; mehr Kontrolle und ein natürlicher Klang, der dem Ideal unseres Yamaha-Klaviers sehr nahe kommt. Selbst in Nebenräumen hat man den Eindruck, dass im Wohnzimmer eine Band werkelt. Das war faszinierend! Insgesamt ist der 8300A ein Komplettangebot mit bis ins Letzte durchdachtem Bedienkonzept, was ihn im Hifi-Alltag als Multitalent adelt. Für den Preis geht eben nicht alles, aber das Tor steht schon ziemlich weit offen. Feindynamisch ist der 8300A sehr differenziert und authentisch, mit dem Vincent SA-32 als Vorstufe wird dann deutlich, dass die Endstufe des 8300 schon richtig Dampf macht. Das bezieht sich weniger auf die Lautstärke, sondern den natürlichen Klangaufbau. Wenn man über eine Vor-/Endkombi nachdenkt, kann man mit den großen Endstufen von Audiolab alt werden. Das muss letztlich der Versuch und das Budget entscheiden, aber man hat ja Zeit zum Ausprobieren. Ich will das auf keinen Fall verallgemeinern, aber solange die "Seuche" grassiert ist ein Zukauf von Geräten für mich indiskutabel; wir werden sehen wie lange wir das griechische Alphabet lernen müssen... Erst wenn alle Künstler wieder ohne G-Regeln auftreten, werde ich über ein Upgrade des 8300A nachdenken. Mit dem eleganten Briten kann man gut leben - er macht einen tollen Job und sieht dabei noch gut aus. Happy listening :-)
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