Hörvergleich Cornetto, No.4 Royal und PicoLino3

Hörvergleich Cornetto, No.4 Royal und PicoLino3

Beitragvon Sebastian » Mi 6. Feb 2019, 19:37

Kompakte Breitbandboxen - das Vergleichshören


Drei Breitbänder, drei Entwickler und drei Kleinboxen mit unterschiedlichen Basslösungen: Horn, TM und Bassreflex.
Zuerst entstand die Klang & Ton Eigenentwicklung „Cornetto“, ich hatte sie in Duisburg beim Hörtermin erlauscht und nachgebaut (Bauvorschlag zu finden in Heft 3/2014).
Zwei Jahre später, von der euphorischen Beschreibung von Holger BarSke in Heft 3/2016 angefixt, bestellte ich mir die Royal No.4 von blue planet acoustic.
Und auf meine vorhandene PicoLino2 folgte die laut Bernd Timmermanns noch bessere PicoLino3, noch im Rohbau (mehrfach abgedruckt, z.B. im HobbyHifi Sommer-Special, Thema Breitbänder, Aug/Sep 2015).

Da ich im Netz nur sehr wenige Beschreibungen zu den Speakern gefunden habe, hier ein schneller Vergleich für alle Bauinteressierten.

Alle Boxen wurden im Nahfeld am PC-Arbeitsplatz mit einem SL-50 Digitalverstärkerchen gehört sowie frei im Raum mit einem Symphonic Line RG 14.
Überraschend an der Cornetto ist erst mal der solide Bass, in Relation zur Winzigkeit der Box. Von Tiefgang lässt sich hier nicht sprechen,
aber von einem stabilen Bass/ Oberbass und Grundton, ein Eindruck, der konform geht mit der leichten Überhöhung im Frequengang im Bereich 80-300 Hz.
Schüsse und Explosionen in Computerspielen werden knackig und impulsiv wiedergegeben. Stimmen klingen angenehm bis wohlig, die Höhen werden fein dargestellt
und sind ins Gesamtgeschehen eingewoben. Die Box spielt farbig und rund auf, geht nach vorne und eignet sich für fast alle Arten von Musik.
Auch mäßig aufgenommenes Material ist noch gut hörbar. Pathetisch formuliert könnte man sagen, die Box dringt zum Kern der Musik vor,
so dass man über die Schwächen an den Frequenzenden hinwegsehen kann. Bei komplexem Material verliert sie allerdings die Übersicht.
Klassische Symphoniekonzerte oder Opernaufnahmen verlieren an Weite, Tiefe und Feinzeichnung. Die räumliche Tiefenstaffelung ist begrenzt.
Auch die minimalen, von der Box produzierten Verfärbungen machen sich dann bemerkbar.

Royal No.4: Aufgrund des 4 Zöllers ist hier etwas mehr Basspotenzial im Spiel, das bei höherer Lautstärke wahrnehmbar wird.
Dafür aber leidet der Hochtonbereich an sehr eingeschränktem Rundstrahlverhalten, die Box wirkt eher gemütlich als dynamisch.
Schöne Klangfarben und angenehme Stimmen bilden, wie schon bei der Cornetto, das Plus. Wir haben auf die Schnelle mal einen Air Motion mit 6 db ergänzt
und unten einen Subwoofer spielen lassen. Und siehe da, jetzt stimmte der Eindruck mit Barskes euphorischer Schilderung überein.
Bei K&T hängen höchstwertige Akkuphase-Kisten vor den Boxen, mag sein, dass die ihren Anteil zum Eindruck beitragen.
Man darf so etwas nicht unterschätzen. Ansonsten ist die Box ein Tipp für akustisch harte Räume (bei freier Aufstellung).
Für mich aber keine Alternative zur Cornetto, die lebendiger und räumlicher aufspielt.

Jetzt etwas ganz anderes: Timmis PicoLino3. Im Vergleich zur Cornetto und No.4 fallen sofort 2 Dinge auf: Der Mittelhochton ist neutral bis zum Abwinken.
Der Lautsprecher differenziert Instrumente und Stimmen auf einem völlig anderen Level. Ich habe im Nahfeld Wagners Ring des Nibelungen gehört
und nichts vermisst bzw. war erstaunt, wie tief ich ins musikalische Geschehen hineingezogen werde. Hervorragende Aufnahmen kommen voll zur Geltung.
Der in den Höhen leicht ansteigende Frequenzgang ist wahrnehmbar, stört aber nicht. S-Laute sind minimal präsenter. Stimmen fügen sich dem musikalischen Geschehen
ein und werden nicht herausgehoben wie bei anderen Breitband-Boxen. ABER: Der Bass und Grundton funzt nur mit Top-Aufnahmen.
Sobald durchschnittlich produzierter Rock und Pop konsumiert wird, führt der aalglatte Frequenzgang zur Nüchternheit bis hin zur Schwindsucht.
Plötzlich fehlen Wärme und Leben, wie sie die Cornetto bietet. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der faszinierenden Auflösung und Räumlichkeit
im Mittelhochton und dem mageren, farblosen Oberbass.

Resümee: die kompletteste Box ist die Cornetto. Aufstellen, anschließen, Spaß haben. Die No.4 ist eine angenehme Nummer, mir aber zu gemütlich,
die Pico Lino besitzt das größte Potenzial und kann mit einem kleinen Subwoofer als Ergänzung – bei geringer bis normaler Zimmerlautstärke -
einem hochwertigen Standlautsprecher Konkurrenz machen. Oder für Klassik- und Jazzhörer bereits so funktionieren.

Wer einen optisch auf dem Tisch noch vertretbar großen Speaker sucht oder/und zu 80% Rock und Pop hört, baut die Cornetto.
Wer brutale Neutralität zusammen mit feinster Differenzierung im Mittelhochton braucht und entweder nur Highend aufnahmen konsumiert oder bereit ist,
den Bass mit einer Subwoofer Lösung zu unterfüttern, baut die PicoLino3. Ich hoffe, ich konnte helfen.

Sebastian
Dateianhänge
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Sebastian
 

Re: Hörvergleich Cornetto, No.4 Royal und PicoLino3

Beitragvon tomba2580 » Do 7. Feb 2019, 18:10

Ah, jetzt habe ichs richtig verstanden :D Aber Deine Katze hat sich offensichtlich anders entschieden oder bekommt sie immer das Futter von Royal (Nr.4) Canin :?:
Na, ich fiebere dem Hörtest der Piccolino 3 entgegen. Klingt auf jeden Fall extrem spannend.

Gruß
tomba2580
 


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