Deep Purple in Konzertlautstärke hören - diesen Wunsch vernehme ich im Zusammengang mit Klangbeschreibungen wieder öfter. "In Concert" war eine Sendung der BBC. Deep Purple waren Anfang der 70er dreimal zu Gast. Sie galten zu dieser Zeit sogar als "Loudest Pop Group". Das Guinness-Buch der Rekorde bescheinigte ihnen 1972 ohrenbetäubende 117 dB, drei Konzertbesucher wurden dabei ohnmächtig. 1985 wollten sie das beim Knebworth-Festival toppen, doch das wurde ihnen von den Behörden untersagt. Selber durfte ich Deep Purple einige Male live erleben, zuerst 1993 mit einem noch rebellischen Ritchie Blackmore und zuletzt vor einigen Jahren, inzwischen hatte Steve Morse bereits mehr Konzerte mit der Band gegeben als sein legendärer Vorgänger.
Nun, eine Tonkonserve ist eine Illusion alldessen. Weder kann sie die Stimmung einfangen noch kann man sie in Konzertlautstärke abspielen. Das geben die allermeisten Hifi-Anlagen schlichtweg nicht her, und so werden Tonträger üblicherweise für eine Abhörlautstärke von 80 bis 85 dB gehörrichtig abgemischt. Das ist bereits laut, aber noch kein Vergleich zu einem richtigen Konzert, nach dem einen noch tagelang die Ohren pfeifen.
Verabschieden wir uns also von der Utopie, die Lieblingsband in Originallautstärke ins Wohnzimmer holen zu wollen, sondern widmen uns stattdessen der realistischen Tonwiedergabe in heimischen Gefilden. 85 dB gilt es im Mittel am Hörplatz zu erreichen, und zwar in einem Frequenzband von gut 40Hz bis 20 kHz. Bis dahin muss es klingen, ohne hörbaren Klirr oder Intermodulationsverzerrungen, wie sie bei hoch getrennten Zweiwegern entstehen, wenn der Tiefmitteltöner zu stark auslenkt. Die eben genannte Obergrenze von 20 kHz ist recht glatt, aber dennoch willkürlich gewählt. Es könnten auch nur 16 oder gar 12 kHz sein. Für Hi-Res müssten es jedoch 40 kHz sein. Das ist ein unwillkommener Anlass für eine Kontroverse. Die Untergrenze ist aber aus raumakustischer Erwägung weniger umstritten. Unter 40 Hz liegt in den meisten Zimmern die erste Raummode. Diese gilt es zu kompensieren oder - wenn das mangels DSP nicht möglich ist - zu umschiffen. Die definierte Untergrenze erlaubt aber auch Reserven für Dynamiksprünge über 85 dB hinaus - pegelfest eben. Die Rechnung ohne den Wirt macht man aber, wenn man die gesetzte Untergrenze nicht auch einhält. Dazu muss bei BRHP die Abstimmung passend gewählt werden: Das Bassreflextuning erfolgt recht tief mit sanft abfallenden Frequenzgang und der Vorkondensator hebt dann leicht oberhalb der Resonanzfrequenz noch etwas an. Darunter schützt er, Signale unter 30 Hz führen dann nicht gleich zum totalen akustischem Kurzschluss mit anschlagender Membran. Überschwingender Hochpass nennt sich das. Die finale Abstimmung erfolgt am Hörplatz, denn im Bass haben der Raum und die Aufstellung ein Wörtchen mitzureden. Ein linearer Frequenzgang im Freifeld bis in die Tiefbassregion ist daher auch nicht anzustreben, -6 dB bei 40 Hz erscheinen mir hier als erster Anhaltspunkt praxisgerechter. Die Bassreflexöffnung ist als Schlitzport ausgeführt, so dass die Abstimmung nachträglich noch mit Einschüben angepasst werden kann, Bernd Timmermanns erklärt dies in der aktuellen Hobby-Hifi 5/2020 und ich mache das auch schon seit einiger Zeit so. Denn eine Bassreflexabstimmung lässt sich nicht wirklich treffend simulieren. Es gibt zwar für die unterschiedlichen Positionen und Ausführungen der Bassreflexöffnung Korrekturfaktoren, die auf drei Stellen nach dem Komma genau sein sollen, doch kann es mit der Genauigkeit nicht weit her sein, wenn diese Faktoren je nach Quelle stark unterschiedlich sind. Es ist also doch nicht so einfach mit dem Loch im Gehäuse. Und manchmal schmeichelt eine Lehrbuchabstimmung dem Ohr einfach nicht. Nur gut, wenn man dann noch anpassen kann.