Tina Turner

Musik für die Insel

Tina Turner

Beitragvon audioviel » So 28. Mai 2023, 12:48

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Am Mittwoch, den 24.05.2023, ist die 83-jährige Tina Turner für immer von uns gegangen. In der Presse werden Hits, Auszeichnungen und Dollars, die sie hinterlassen hat, aufgelistet und akzentuiert - niemand geht auf die emotionale Seite und die Essenz ihrer Charterfolge ein. Vermutlich wäre Tina übel geworden, wenn sie den Regenbogen-Kult unserer ins Totalitäre und Perverse driftenden Kulturphase intoniert hätte. Für sie war die natürliche, sinnliche, gerne auch erotische Bindung und der Teamgeist von Frau und Mann ein Lebensthema, das ihre Songs in vielen Dimensionen beleuchten. Ursächlich könnte die Trennung von ihrem prügelnden parasitären Ehemann Ike Turner gewesen sein, den sie mit 37 Jahren verlassen hat. Was mich nicht umbringt, macht mich härter! - war trotzdem kein Motto für sie. Ihre Überzeugung von liebevoller Zweisamkeit fiel der Scheidung nicht zum Opfer.

Mit 45 Jahren brachte sie anno 1984, dem Jahr der „Orwellschen Prophezeiung“, das Album „Private Dancer“ heraus und etablierte sich mit vielen weiteren Erfolgen als Solokünstlerin in den Charts und Stadien rund um den Globus. Sting, Eric Clapton, Bryan Adams und weitere versäumten nicht, einige Songs mit kongenialen Beiträgen zu veredeln. In einer Streaming-Kompilation mit 35 Titeln hat mir „It’s only Love“ mit Bryan Adams am besten gefallen, einen wirklichen Flop konnte ich nicht ausmachen. Dafür die Erkenntnis, dass Chancen und Tragik der heterosexuellen Zweisamkeit das Epizentrum ihrer Lyrik darstellen. Ist das ein Ausdruck von Homophobie? Ganz sicher nicht, auch wenn es einige verwirrte Schreihälse aktuell so verdrehen. Die Chance, Kinder zu bekommen, ist nicht nur aus biologischer, sondern auch aus jeder anderen Perspektive gesund und sinnstiftend. Aber das ist ein anderes Thema.... Frau Turners musikalische Wünsche und Phantasien betreffen weniger prekäre Zukunftsfragen, sondern das basale Leben.

Ihre großen Erfolge fallen in eine Phase, in der Demokratien noch nicht bis aufs Blut von selbst ernannten Philanthropen, einer nach Omnipotenz strebenden WHO sowie irgendwelchen Rockefellers und Rothschilds ausgelutscht waren. In den 80er und 90er Jahren herrschte weitgehend Zuversicht und Optimismus; der kalte Krieg war überwunden, ich baute mein Abitur und Genesis schrieben sich 1986 mit „Land of Confusion“ in die Ewigkeit von Charts und M-TV. Da kann man sich als Künstlerin mit grandioser Stimme beherzt um die Liebe kümmern und damit zu Ruhm und Ehren gelangen – hat bestens funktioniert! Mir waren ihre Alben und Hits etwas zu sehr auf Massentauglichkeit getrimmt – das schrammelige Duett mit Adams klingt origineller. Als Persönlichkeit finde ich Tina Turner bis heute beeindruckend und viele ihrer zwischen Pop, Blues und Rock oszillierenden Songs sind zeitlos, aber nicht langweilig. Auch einem jungen Publikum kann man das sorgenfrei empfehlen und es bleibt zu hoffen, dass die Refrains kranker Rapper den Geschmack der Teens und Twens nicht restlos zerstört haben. Zurück zu Tina: Ihre Hoffnung auf ein glückliches Leben zu zweit gab sie nie auf. Die späte Ehe mit dem 16 Jahre jüngeren Erwin Bach war die Erfüllung selbstloser Liebe - 2017 spendete er sogar eine seiner Nieren für sie. „Wenn sie mir mit 81 Jahren immer noch Auszeichnungen geben, muss ich irgendetwas richtig gemacht haben“, scherzte sie bei der Zeremonie per Videozuschaltung aus der Schweiz. Was könnte das wohl sein…? Sie singt es oft, kraftvoll und überdeutlich. Some will miss you, Tina; rest in peace.
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