Lautsprecher Workshop am 01.03.2015

Dokumentation und Meinungen

Lautsprecher Workshop am 01.03.2015

Beitragvon Musi-Fan » Di 3. Mär 2015, 21:53

Hifi-Zirkel_150301.jpg
Das Testodrom in Ronnenberg

Am 1. März ergab sich kurzfristig die Gelegenheit für einen Lautsprecher-Workshop in Ronnenberg bei Hannover.

Gespannt war ich auf die Musik aus der Cheap Trick 273. Deren Beschreibung, wie üblich voll des Lobes, weckt einerseits Interesse, andererseits Skepsis: Was geht für 150 Euro pro Seite? Im Interview einer großen Hifi-Postille hat Karl-Heinz Fink die Frage, was das Wichtigste an einem Lautsprecher sei, mit „Die Tonalität“ beantwortet. Unter diesem Begriff verstehen Hifi-Leute die Verhältnisse der Frequenzbereiche zueinander, also z.B. ob ein Lautsprecher einen Frequenzbereich bevorzugt oder zurückhält. Oft wird Neutralität angestrebt, der Lautsprecher sollte also möglichst wenig am eigentlichen Musiksignal verändern. Dann spricht man von einem „audiophilen“ Lautsprecher. Wie „echt“ eine Box dann klingt, ist damit aber kaum zu beschreiben oder einzugrenzen. Mein Kriterium ist daher der Natur abgeschaut: Wenn ein Lautsprecher eine Geige oder einen Flügel, eine Trompete, ein Saxophon und (Frauen-) Stimmen realistisch simuliert, taugt er was. An diesem Programm muss sich auch die 273 beweisen.

Sie klingt dynamisch, druckvoll und lebendig, sehr agil und knackig im Bass - und braucht dazu sehr wenig Verstärkerenergie. Auch leise macht die Box einen vollwertigen Job. Im Testkeller kann man nur vorsichtige Aussagen zur Räumlichkeit machen; das was zu hören war klang bei entsprechenden Aufnahmen realistisch positioniert. Das Glockenspiel von der Manger Hörtest-CD wurde frisch und artikuliert in den Raum gestellt. Der Klang löst sich gut vom Lautsprecher, man konnte mit geschlossenen Augen nur mit Mühe sagen, wo die Boxen standen, hatte aber einen guten Eindruck von der Position der Instrumente und Stimmen. Mein Vergleich bei Einsteiger-Hifi ist die Celestion 3, eine legendärer und gesuchter Schuhkarton, der in den 90ern für ca. 300 DM (!) zu erstehen war. Der lineare Frequenzbereich war kaum größer als bei einem Telefonhörer, dennoch brachte dieser Winzling das Kunststück fertig, ernsthaft Musik zu reproduzieren. Die 273 verfolgt ein anderes Konzept: Der Frequenzgang reicht an beiden Enden weit, aber sie ist bei den Klangfarben etwas sparsam. Man gewöhnt sich daran - kein Problem. Als die Illu 18 angeleint wurde war allerdings klar, wie eine authentische Tonalität klingt. Der Vergleich zwischen 150 und 550 Euro pro Seite ist unfair - aber nichts ist so relativ wie ein Lautsprecher im alleinigen Test. Das soll die 273 keinesfalls abwerten: Ich habe schon Industrie-Lautsprecher für über 1000 Euro pro Seite gehört, die der 273 nicht annähernd das Wasser reichen können. Eine Illu 18 GL kann von der Stange auch mal fast 2000 Euro pro Seite kosten - nur um die Relationen zwischen Selbstbau und Ladenware zu verdeutlichen. Für den Preis der 273 bekommt man einen Lautsprecher, der für elektronische Musik, verzerrte E-Gitarren und rhythmusbetonte Popmusik Grandioses leistet. Das Ding rockt heftig und dabei diszipliniert! Für das Jazztrio oder Klassik würde ich die 273 ungern einsetzen; dann lieber einen Schuhkarton mit weniger Punch, aber natürlichen Klangfarben. Auf die Schnelle haben wir einen Subwoofer ins Gespann genommen. Der Bass klang substanzieller, verlor aber leicht an Kontur. Wer also unbedingt mehr Tiefbass will und braucht als die 273 liefert, sollte am Sub nicht sparen, denn die Bassqualität zeigt Druck und Kontrolle. Eine Empfehlung für alle, deren Musik auch Live über Verstärker kommt.

Im Hintergrund sieht man übrigens die Pico Lino - einen Breitbänder mit Transmissionline-Gehäuse. Einfach unglaublich, was für ca. 70 Euro aus diesem Gehäuse kommt; höchst bemerkerkenswerte Konstruktion!

Neben der Hifi hat die entspannte Geselligkeit mal wieder klar gemacht, dass gemeinsames Musikerleben noch immer jedes noch so große virtuelle Netzwerk übertrifft. Es hat Spaß gemacht, wird natürlich fortgesetzt und vielen Dank an tomba2580 für das leckere Frühstück :D
In loudspeakers we trust.
Benutzeravatar
Musi-Fan
Inventar
 
Beiträge: 46
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 23:31
Wohnort: @home

Re: Lautsprecher Workshop am 01.03.2015

Beitragvon Dan » Mi 4. Mär 2015, 13:56

Dem kann ich qualitativ nichts hinzufügen, Musi-Fan beschreibt schon komplett wie es war, dennoch will ich an dieser Stelle auch meinerseits einen Großen Dank an tomba2580 für die hervorragende Gastfreundschaft und das super leckere Frühstück aussprechen. Auch muss ichhier nochmal meine Begeisterung zum Ausdruck bringen, und zwar zweierlei Sachen gegenüber:
1. die cheap trick klingt genauso wie mir ein Lautsprecher gefällt, klar geht noch einiges mehr aber für den Preis bin ich echt doch ganz gut überzeugt, was allerdings nicht ganz unschuldig gewesen sein wird, ist der verwendete Verstärker. (bitte erwähne nochmal jemand den Namen da ich ihn mir leider nicht gemerkt habe) Es klang wirklich ganz anders als bei mir zuhause, und das rein im positiven Sinne.
2. Die Pico-Lino...was soll man dazu sagen es kam unerwartet aber mit voller Begeisterung. Was an Klang aus diesem winzigen Lautsprechern rauskommt fällt einem schwer in Worte zu fassen, der Vergleich ginge in die Richtung wie wenn man versuchte zu beschreiben wie groß der Planet Erde im Gegensatz zum Sonnensystem ist. Es war ein tolles erlebnis und ich kann es nur jedem empfehlen, wenn ihr diesen Lautsprecher bei jemandem rumstehen seht, dann bittet ihn/sie um eine kleine Hörprobe.

Als kleiner Zusatz zum Schluss noch, die Timelapse vom zusammenbau der CT273 ist hochgeladen und öffenltich einsehbar: https://www.youtube.com/watch?v=oN54HtXeyBE&feature=youtu.be

Ganz liebe Grüße,

Daniel
Dan
 

Re: Lautsprecher Workshop am 01.03.2015

Beitragvon tomba2580 » Do 5. Mär 2015, 17:50

Vielen Dank auch für die mitgebrachten Lebensmittel. Dank der "Vitaminspritze" von Lutz bekomme ich sicher keine Grippe mehr (holzklopf, holzklopf..) Ich habe auch noch zwei Fotos vom Workshop.
Die Gruppe sitzt auf dem Boden, um direkt auf Achse mit dem Hochton-Breitbänder der ct 273 zu sein, nicht etwas um ein Verdauungsschläfchen zu machen.

Auch unsere jüngste Teilnehmerin hat wacker durchgehalten, obwohl wir sie mit Jeff Beck statt mit Volker Rosin "gequält" haben. Vorn links im Bild die CT273 und hinter Leola die Picolino II.

Mir hat das Ganze auch sehr viel Spass gemacht. Die CT273 ist tatsächlich so, wie ich das nach der Beschreibung in der K&T erwartet hatte. Zupackend und knackig sind die ersten Attribute, die mir einfallen.
Die Box lebt eindeutig auf bei Musikmaterial, das richtig abgeht. Aber auch die Tests mit verschiedensten Stimmen hat sie aus meiner Sicht gut absolviert. Sie ist sicher nicht völlig neutral, aber in sich sehr
stimmig und das macht an. Eine sehr gelungene Box, die einen eigenen Charakter hat und alles andere als langweilig ist.

@ Daniel: der Verstärker ist ein Lindemann Amp 4/99. Den gibt es nur noch gebraucht und mindestens 10 Jahre alt. Die Preise schwanken zwischen 800 und 1000 € für ein gut erhaltenes Exemplar.
Es gibt auch ältere upgegradete Exemplare im Angebot, aber von denen wird eher abgeraten. Außerdem gibt es für ca. 500 € den Amp 3 aber der ist mindestens eine Klasse schlechter und meist älter.

Viele Grüße
tomba2580
 


Zurück zu Konvent-Berichte

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste