20.06.2015 Hörtest bei der Klang und Ton in Duisburg

Dokumentation und Meinungen

20.06.2015 Hörtest bei der Klang und Ton in Duisburg

Beitragvon tomba2580 » Mo 22. Jun 2015, 18:56

Wir haben es wieder getan!
Besuch beim Hörtest der K&T am 20. Juni 2015 in Duisburg.
Da ja alle etwas Besseres :lol: vorhatten, blieb es auch in diesem Jahr wieder an Sebastian und mir hängen :twisted: , einen kurzfristig angekündigten Hörtest der Klang und Ton zu besuchen. Der Zeitansatz dafür ist etwa 1:1 also 4,5 Stunden Autofahrt für 4,5 Stunden Hörtest. Aber, wo sonst, wenn nicht dort, kann man eine größere Anzahl an Bausatzlautsprechern und auch mitgebrachte Eigenbauten oder Elektronik mit selbst ausgewählter Musik „verkosten“. Nebenbei gibt es auch anregende Fachdiskussionen mit den Redakteuren/Konstrukteuren und etwa 30 Gleichgesinnten, die sich auch die mitgebrachten Snacks teilen. Das wiegt die lange Fahrzeit mehr als auf und es hat wieder viel Spaß gemacht.

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Lecker Boxen, Donau, Bijou und Preziosa, feine Elektronik rechts Redakteur Thomas S.

Wir haben an diesem Nachmittag insgesamt sieben Lautsprecher, ein Chinch-Kabel, eine fette Accuphase Kombi und einen Röhrenverstärker der Marke Unison Research (Modell: Simply Italy) gehört. Angefangen haben wir mit der neu aufgelegten Visaton Bijou, einer Regalbox mit Hochton Magnetostat und 130mm Alu TMT. Die klang nicht schlecht, hat aber auch niemanden wirklich vom Hocker gehauen. Das Kapitel haben wir dann schnell zu den Akten gelegt.

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ne Plattenwaschmaschine!

Thomas: Deutlich interessanter ist da schon die Preziosa, die bei K&T entwickelt wurde. Eine Kleinbox mit dem Volumen von gerade mal sechs Milch-Tetra-Packs. Die Bestückung ist komplett von Expolinear. Ein 130mm TMT und ein großes, recht teures Bändchen (RT9) arbeiten hier auf das Bassreflex-Volumen. Diese aus Leimholz, Buche gebaute Box klang deutlich lebendiger. Sie gibt den Instrumenten mehr Klangfarben und kann sogar so etwas wie Bass hinauspusten. Aber sie ist sehr kritisch was die Sitzposition des Hörers angeht. Wenn man auf dem Mittelplatz des Hörsoftas sitzt geht hier noch einmal deutlich mehr in Richtung Klangfarben und Struktur der Basswiedergabe, die auf den zugestellten Stühlen oft nur als „Plopp“ an kam. Ein prima Hörgerät, das vielleicht auch einen Subwoofer vertragen kann aber auch schon 600 € kostet und zwar pro Stück, ohne Gehäuse.

Als nächster Kandidat bot sich die Donau an. (@ Roman: wir lassen Dich noch ein bisschen schmoren. Vorblättern gildet nicht!) Das ist eine große und schwere Standbox vom Lautsprechershop. Die Zutaten sich hier besonders lecker: Als Hochtöner findet ein großer Mundorf AMT Gehör, der exklusiv für den Lautsprechershop gefertigt wird. Als Mitteltöner kommt ein Accuton/Thiel 170 mm Keramikchassis zum Einsatz und im Bass pusten vier 180 mm Subwoofertreiber auf ein geschlossenes Gehäuse. Auf der Schallwand ist für mehr Lautsprecher kein Platz. Der erste Eindruck ist hochdynamisch mit immensem Druck im Bass und hochauflösend. Aber nach längerem Hören stellen sich dann leider einige Schwachpunkte ein. Der Hochton ist in seinen unteren Lagen ein wenig zu präsent. Das wurde auch in der K&T als Neigung zur Aggressivität beschrieben, sofern „das aufgelegte Material es vorgibt“. Dieser Charakterzug war beim zweiten Hördurchgang jedoch verschwunden, nachdem CD-Player und Vorstufe mit einem neuen, von einem Zuschauer mitgebrachten Cinchkabel verbunden worden waren.

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Sebastian mit Publikum

Der Wechsel tat dem Lautsprecher insgesamt gut. Die Höhen wurden etwas runder, ohne dass Informationen gefehlt hätten, auch die Mitten kamen etwas klarer, insgesamt verschmolz das Klangbild zu einem runderen Ganzen. Lediglich der deutlich überbetonte und unpräzise Bassbereich war auch mit dem Kabel nicht aus der Welt zu schaffen. Die Überbetonung kann man schon am abgedruckten Frequenzgangschrieb in der K&T ablesen - den Mangel an Präzision leider nicht, weshalb solche Hörtests unabdingbar sind.

Eigentlich unverständlich, wie man einen Bausatz für ca. 1500 € pro Box (ohne Gehäuse) auf die „Kundschaft“ loslässt. Meine Vermutung ist, dass die Abstimmung auf einen QTB von ca. 1,0 hinausläuft. Mit einem deutlich größeren Gehäuse könnte man dies auf ca. 0,75 drücken, was für die Präzision und Bassmenge einen deutlich besseren Wert darstellt. Allerdings hätte man dann wohl eine 1,1m hohe Box mit der Grundfläche eines Kühlschrankes – was wohl niemand wollte. So aber ist’s weder Fisch noch Fleisch.

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Diva Simone und Donau

Dass es für ein Drittel des Geldes deutlich besser geht, hat uns dann die Diva Simone aus dem Hause Monacor gezeigt. Die Diva ist eine seeehr wohnraum-freundliche 3 Wege Standbox. Im Bass arbeiten zwei 130mm TT auf ein 40 ltr. Bassreflex Gehäuse. Darüber gibt’s einen 100 mm Mitteltöner und ein Bändchen für die Räumlichkeit, und die ist nicht von schlechten Eltern. Die Abstimmung ist äußerst homogen, die Weichenentwicklung durchweg gelungen. Nach so einer stimmigen und neutralen Box sucht man auch oder gerade im Fertigboxenbereich lange. Tonale Fehler habe ich nicht festgestellt. Der Bass geht für die Gehäusegröße/ Bestückung recht weit hinunter. Er ist schlank und präzise und konnte auch in dem sehr großvolumigen Hörraum überzeugen.

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Platte oder Platte, das ist hier keine Frage! Da die Redakteuer mit dem Buffet beschäftigt sind müssen wir selbst Hand anlegen!

Die Test-Musikstücke klangen sehr natürlich. Auch feinste Geräusche von Schlagzeugbesen weiß die Box deutlich, aber ohne Übertreibung, fein aufzulösen. Das hat schon Klasse. 450 € pro Seite (ohne Gehäuse) waren eine deutliche Kampfansage an alle Boxen, die wir an diesem Nachmittag gehört haben. So hat es sich dann ergeben, dass wir die Box über den Nachmittag an allen Elektronikkom-ponenten ausgiebig testeten – sie hat einfach den größten Anmachfaktor und das bei hohen WAF – erstaunlich.

Sebastian: Beim Wort „Anmachfaktor“ muss ich zum ersten Mal wiedersprechen. Für mich war der einzige „Schönheitsfehler“ dieses Lautsprechers gerade das Fehlen eines speziellen Anmachfaktors. Begeistert war auch ich – aber das ging eher vom Verstand als vom Bauchgefühl aus. Bei allen Stärken der Box (tonal perfekt stimmig, fantastisches Preis-Leistungsverhältnis) war z.B. der Wunsch, sie unbedingt nachbauen zu wollen, nicht übermächtig. Dafür fehlte der „jump faktor“. Da hatte ich Romans Nomex besser in Erinnerung – sofern ein Fernvergleich angesichts anderer Elektronik und Hörraumakustik zulässig ist.

Thomas: Schön ist auch, dass sie das mitgebrachte Kabel nicht benötigt, um gut zu klingen. Denn dafür ruft der Hersteller, ein Kleinserienfabrikant, 1200 € pro Stereometer auf. Mit der Reinsilberstrippe zwischen CD-Player und Verstärker verliert die Diva etwas in den Höhen. Man kann dann fast schon von „englischer“ Abstimmung sprechen.

Sebastian: Auch dies habe ich anders wahrgenommen. Lutz zum Dank konnten wir die Ursache für die unterschiedliche Einschätzung vor einigen Wochen ja schwarz auf weiß nach Hause tragen  Für mich bedeutete der Wechsel auf die Strippe leider einen eindeutigen Gewinn. Natürlichere Höhen, farbigere Mitten, der Lautsprecher verschmolz insgesamt noch mehr zu einer Einheit. Der aufgerufene Preis war aber ein Totschlagargument. Da bin ich dann wieder ganz bei Thomas.
Thomas: So mehr nebenbei haben wir dann noch einmal die Cuando gehört. Das ist ein kleiner türkisfarbener Lautsprecher mit 30mm Kalotte und 100mm TMT. Bei der Cuando hat man dann gemerkt dass die Entwickler vom Lautsprechershop es doch eigentlich können. Sie klingt sehr schön ausgewogen, löst für eine Kalotte sehr gut auf (ist halt kein Ferrofluid drin) uns sollte besser mit einem Subwoofer betrieben werden.

Meine Audiospeak haben wir ziemlich zum Schluss auch noch gehört. Die hat mir in dem Raum aber nicht so gefallen. Sie ist wegen der hohen Trennfrequenz nicht gerade ein Meister des großen Sweet Spot. Aber ihr fehlten hier auch etwas die Reflexionen. Bei meinen bisherigen Tests in „fremden“ Räumen ist das nie so stark zu Tage getreten. Das muss ich noch einmal überarbeiten.
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Audiospeak am Röhrenamp, zum Glück sind die nicht wirklich schwer.

Außer der Diva gab‘s dann noch einen „Gewinner außer Konkurrenz“. Axel G., ein Hobbyentwickler, der schon mehrere Veröffentlichungen in der K&T hatte, brachte noch ein kleines weißes Boxenpaar vorbei, dass wir dann auch noch angeleint haben. Pro Stück hat die Box geschätzt etwa 50 € gekostet. Die klang aber sehr komplett und wusste für den Preis zu überzeugen. Ich vermute, dass die K&T Mannen sie in der nächsten Ausgabe veröffentlichen werden.

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Boxenladen, leider konnten wir das nicht alles durchhören.

An diesem Tage gab es keine Begrenzung seitens der Veranstalter. Es waren auch noch einige andere Bausätze vorführbereit, aber da ich noch einen Folgetermin hatte, sind wir dann doch etwas früher abgereist. Fazit: Die großen Überflieger, die ich bei diesen Treffen auch schon erleben durfte, waren diesmal nicht dabei. Aber, bezogen auf Bausätze wie die Donau ist es wirklich wichtig sich das einmal anzuhören. Ganz im Sinne von „drum prüfe wer sich ewig bindet….“.
tomba2580
 

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