GIMS - Est-ce que tu m'aimes? Unsichere bzw. ambivalente Affekte; Interesse, Verliebtheit oder Liebe? Hilflosigkeit. Das große Teenager-Thema, eingehüllt in eingängige, geradlinige leichte Pop-Grooves, mit leidend-melancholischer Stimme authentisch vorgetragen und mit gezupften Streichern garniert. Wer das nicht kennt hat eine tiefgreifende Entwicklungs- und Lernphase verpasst. Für meinen Geschmack etwas zuviel Studio-Effekt, aber der Song will auch keine Unplugged-Version sein.
ANNEN MAY KANTEREIT - Vielleicht Vielleicht Die Schießbude als Intro sorgt für strenge Aufmerksamkeit, die von Klavierakkorden aufgefangen wird. Henning May setzt mit seiner rauen Stimme Akzente und sorgt für den nötigen Kontrast zur luftigen Melodie. Sparsames Arrangement und eine vokalbetonte Abmischung, sehr angenehm. Ein feingewebter Song über die Sehnsucht nach Vertrauen, in dem die Angst, über Schwächen, Selbstzweifel oder Traumata zu sprechen, überwunden wird: "Ich kann dir erzählen, was ich mir selbst verschweige." So wird die Liebe der Weg zu Stärke und Heilung - so soll es sein. Der Song wirkt ausgesprochen fragil, aber trotz der kratzigen Vokalsymbolik nicht gebrochen und berührt durch sein romantisches Flair. Könnte ein Ohrwurm werden und ist deshalb mit Vorsicht zu genießen, aber insgesamt anschmeichelnd und charmant.
GReeen - Bang Bang Depressive Soundcollage wird von der Liebe auf den ersten Blick durchsonnt. Die Fusion von Bindungswunsch und Libido muss es retten; kann funktionieren
Stimmakrobatik geht anders, aber ein direkter Song über Amors Pfeile. Verbal eher explizit als poetisch - das macht es unkompliziert.Milano - Wenn du lächelst Wer träumt nicht davon, mit einem Lächeln die ganz großen Gefühle auszulösen? Milano adressiert diesen Wunsch perfekt mit locker-poppiger Atmosphäre. Im Studio wurde an vielen Details gefeilt, dazu satter Bass und etwas angespitzte Höhen. Roland Kaiser hat mit solchen Lyrics Millionen Frauen begeistert - klassische Thematik.
Lana Del Rey - Chemtrails Over The Country Club Bittersüße melancholische Ballade in e-moll mit depressiv angehauchtem Intro. Es gehe um ihre „atemberaubenden Freundinnen“, ihre „schönen Geschwister“ und dem Drang nach dem „Normalsein“ sowie der Wahrnehmung, dass man „überaktive“ und „exzentrische“ Gedanken pflege - so ist es einem Interview vom 8. September 2020 zu entnehmen. Die metaphorischen Textzeilen wirken wie aus dem Kontext genommen und bieten jeweils für sich weite Deutungsräume. Ob man sich von Chemtrails beeindruckt sieht oder nicht? Für viele ist das eine Glaubensfrage, kognitiv durchaus exzentrisch und mit schwieriger Evidenz... Als verbale Provokation sorgt das Stichwort für ein mediales Echo und dürfte bei Teenagern und Kerosinexperten ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgen - Ziel erreicht.
Hurra die Welt geht unter - K.I.Z., Henning May Es wird spätestens hier politisch. Fette Studiobeats fusionieren, als Analogie zur illegalen Massenmigration, mit kuscheliger orientalischer Atmosphäre. Die akustisch-poppige Kreativität negiert die eklatante Zunahme von Gruppenvergewaltigungen und Drogendelikten, die nicht mal von der offiziellen Kriminalstatistik kaschiert werden können. Der breite kulturelle Spagat intoniert die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Harmonie und (sexueller) Autonomie nach dem nuklearen GAU. Da muss man fragen, ob alles Vorangehende so schlecht war, dass eine Kulturrevolution angemessen und notwendig ist. Der Job der Jugendlichen ist traditionell oder sogar evolutionär, das Vorgefundene in Frage zu stellen. Fraglich ist wie immer, ob das so empfundene Neue den Weg in eine konstruktive Zukunft bahnt. Wir kennen das von den Hippies und Kommunen, die - anders als von Wikipedia behauptet, intensive sexuelle Erfahrungen inkludiert haben; hat auch nicht funktioniert und ist eindrucksvoll an den Biografien der Teilnehmer dieses Experiments nachvollziehbar. Im Namen der Soundcollage dräut Dystopie, Utopie, Ideologie; er ist ein Beispiel für die Islamisierung der RAP- und HipHop-Bewegung. Henning May verleiht der Nummer mit seiner sensiblen, sonoren und kratzigen Stimme das gewisse Etwas. Als bekennender Anhänger von Fridays For Future und Mitglied der Sektierer von Bündnis90/Die Grünen ist er ein singender Parteisoldat, der perfekt in die Kaderschmiede der DDR gepasst hätte, in der Teenager-Psyche diffuse Ängste implementiert und junge Menschen mit expliziten Phrasen indoktriniert. Der Kontrafunk meldet in den Nachrichten von heute neue (04.02.24) Negativrekorde für lokale Temperaturen in Indien und anderen Erdteilen, auf die die Menschen nicht vorbereitet seien. Die Stimme der Vernunft wird gebraucht, irrationale Popsauce ist verzichtbar.
Unendlichkeit - MilleniumKid Depressiver Pop mit 80er-Allüren, der Schmerz sei zu groß um zu verzeihen. Zeit ist nunmal ein flüchtiges Kontinuum, das mutmaßlich nur eine Richtung kennt.Die unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Glück als Ausdruck maßloser Verzweiflung und dem impliziten Wunsch nach Erlösung, den dieser Song nicht einlösen kann. Wer für tiefe Melancholie empfänglich ist wird Freude an dem Song haben.
Komm in meine Arme - Lune x Céline Die Loyalität und Empathie einer Mädchenfreundschaft als Trost für eine enttäuschte Liebe. Funktioniert super, negiert aber die Tatsache, dass jeder Enttäuschung eine (Selbst-) Täuschung voraus geht. Das komplizierte Beziehungs-Lernen basiert auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum; keine Chance ohne Risiko. Wenn das Vertrauen zu schnell geschenkt wurde, sind wir in diesem empfindsamen Bereich sehr verletzlich. Gelernt wird dann, dass es ohne Distanz, Schutz und Sicherheit wohl nicht geht - traurig ist das. Immerhin wird in dem orientalisch-französischen Flair die Freundschaft zu einem Rettungsring stilisiert - was ist verkehrt daran?
Do or Die - Natalie Jane Eine Kurzfassung von Bonnie und Clyde, die Sehnsucht nach unzertrennlicher Liebe in allen Lebenslagen. Und wenn sie nicht mehr flüchten, dann heiraten sie hoffentlich bald. Eine optimistische Variante der ewigen Sehnsucht nach Bindung, Vertrauen, Treue und Loyalität, was in dieser Playlist ein dominierendes Thema ist. Die hohe Zahl von Trennungen und Scheidungen in beinahe allen Altersgruppen beweist, dass dies kein Teenager-Thema ist. Achtsam mit Gefühlen umzugehen ist eine gute Idee, aber was wird in einer Leistungsgesellschaft gelernt? Das Pärchen in diesem Video kann ein Beispiel dafür sein, worauf es wirklich ankommt. Gerne mehr davon
