Hi folks,
im Fußball wäre die Angelegenheit klar - ob es bei den DAC-Soundkarten für den Raspberry Pi auch so ausgeht erfahrt ihr im folgenden Text:
Zunächst die Preise: 35 Euros für den Schweizer Kombattanten, 65 für den Franzosen. Fast doppelt so teuer - und doppelt so gut? Erfahrene Leser wissen natürlich, dass drei rote Scheine im Hifi-Zirkus geradezu spöttisch wenig sind, um dafür nennenswerte Steigerungen zu erhalten - oder? In weiten Kreisen gilt der Grundsatz, dass es teuer sein muss wenn es gut sein soll. Und wenn es billig ist - taugt es nichts. Insofern ist Hifi-Genuß mit dem Raspberry Pi etwas für clevere Hörer(-innen), denn mit vergleichsweise wenig Geld kommt man geradezu unverschämt weit und hat dazu noch die Möglichkeit, Hard- und Software selbst zu kombinieren - was einem sonst die Hersteller diktieren. Dazu am Ende noch ein kleiner Hinweis.
Begonnen habe ich das Digitalduell mit der Lautstärkeanpassung. Ein 1kHz-Sinuston musste als Referenz von beiden Geräten gleichlaut wiedergegeben werden. Sonstige variable Software-Parameter waren identisch. Dann wurde als Quelle der Radiostream "Audiophile Live" angewählt. An anderer Stelle hatte ich bereits beschrieben, dass die Hifibeere im Bass eher schlank interpretiert - das Gegenteil ist aber auch nicht gefragt. Eine kleine Prise mehr und die Trüffelohren wären auf Wolke Sieben.
Bereits nach dem ersten Wechsel der Platinen waren Unterschiede wahrnehmbar. Der Franzose liefert mehr (präzise!) Substanz im Bass. Das hat mir natürlich gefallen. Ich wechselte wieder in die Schweiz und erhielt den Eindruck, dass der Sound auch fisseliger, unsauberer, weniger durchhörbar war. Hiermit ist nicht gemeint, dass es analytisch-digital und kühl wurde, sondern es fehlt an Definition. Nochmal Wechsel vom Eidgenossen zur Grande Nation: Es wurde räumlicher. Darunter verstehe ich eine bessere Ortungsschärfe von Stimmen und Instrumenten, zudem war die Tiefenstaffelung deutlicher. Das ist wichtig, denn dadurch entsteht eine holografische "Bühne", die dem Klanggeschehen zu mehr Live-Atmosphäre verhilft. Es ist eben dieses bißchen mehr an Definition, das die Illusion mit dem französischen Board genußvoller macht. Es ist entspannter, dem Geschehen zu lauschen und man hat tatsächlich mehr musikalische Informationen. Streng subjektiv, wie immer! Mir gefiel dieses Groovige, das der Franzose liefert. Wenn der Fuß automatisch mitwippen will ist man mit (seiner) Hifi am Ziel - das muss nicht teuer sein und gelingt mit dem Audiophonics-Board spürbar besser als mit der Hifibeere.
Doppelt so teuer - doppelt so gut? Ja und nein; es fällt mir schwer, den Qualitätsgewinn zu quantifizieren. Nachdem ich die beiden DACs noch mehrfach gewechselt und längere Zeit mit dem schwarzen Gerät gehört hatte, wollte ich nicht mehr zurück - der Eindruck entsprach jedesmal einem Downgrade. Ich finde, der Audiophonics macht mehr Musik - und das ist ja was wir wollen. Es würde mich überraschen, wenn die Unterschiede messtechnisch nicht nachvollziehbar sind - weil beide Geräte sich, deutlicher als erwartet, hörbar unterscheiden. Den Nachweis überlasse ich dann denen, die Messungen mehr vertrauen als ihren Ohren. Ich sehe beide Platinen auf der audiophilen Seite, "gesoundet" klingt weder die eine noch die andere. Die Audiophonics-Karte ist in allen Teilbereichen einen Hauch besser, in der Summe ist sie für mich sogar der Preis-/Leistungs-Sieger.
Fazit: Hifiberry für RPI-Einsteiger, Audiophonics für alle, die den Gourmet-Sound wollen und 65 Euros angemessen finden.
Happy listening
P.S.: Als Software war Moode 2.5 im Einsatz. Der Vorteil der DIY-Lösung besteht auch darin, dass man alle Formate abspielen kann - ggf. wechselt man die Software oder nutzt das nächste Update.
In loudspeakers we trust.