Okay, ein schneller Eindruck vom heutigen (29.04.2017) Klang+Ton Hörtest-Termin.
Mit Thomas' neuem Honda ging es ab 11.30 Uhr auf die Autobahn. Wir waren pünktlich um 14.00 vor Ort.
Thomas, Fred (nicht im Zirkel dabei, aber inhaltlich aufgeschlossen), Dirk und ich haben kurz einen anerkennenden Blick auf den mit Kuchen und Süßigkeiten übervollen Selbstbedienungstisch im Flur geworfenund sind sogleich in den Hörraum gewechselt. Verdammt, war der heute gerammelt voll. Schon der Flur war mit zahlreichen Besuchern gefüllt, vielen Diskutanten, die lieber aus ihrem Erfahrungsschatz schöpfen und Theorien wälzen, anstatt zu hören.
Im Hörraum erlebten wir soeben den Wechsel von der K+T Ariosa auf den Klassiker CT 230, der mit einem erneuerten BG 20 sein zehnjähriges Jubiläum feiert.
Ich hatte die Originalbox vor gefühlten acht Jahren in Gelsenkirchen gehört, beim K+T Auftritt auf der Hifi Music World. Dort musste sie einen sehr großen Raum beschallen und wurde an ihre Grenze geführt – gefiel mir nur mittelmäßig. Ganz anders heute: Mit der Illu 18 GL nenne ich einen anständigen Zweiwegerich mein eigen, und dennoch, CT 230 mit viel günstigeren Chassis schaffte es, mich in Teildisziplinen mehr zu überzeugen. Der untere Bass ist weniger druckvoll als der der Illu und der Hochton hat keine vergleichbare Auflösung; aber im wichtigen Mittenbereich schien mir CT 230 fast offener und agiler zu sein.
Ich zitiere mal Holger Barske, weil ich es nicht besser formulieren könnte: Es gibt wenige Lautsprecher, bei denen „die Umsetzung von Musik zu Adrenalin so perfekt funktioniert wie bei diesem. Hauptsächlich liegt das an einem extrem griffigen und prägnanten Mitteltonbereich. Einer, der bis aufs sprichwörtliche Zäpfchen hineinhören lässt und der ein unfassbares Maß an Aus- und Eindruck generiert.“
Nach ausführlicher Hörsession wurde auf die Shorty 2016 und anschließend die Omnes Audio Empor 2016 gewechselt. Fürs kleine Geld prima, aber absolut gesehen langweilig, deshalb gleich zur nächsten Box. Dem Cheap Trick 290, eine dicke Kiste mit 30er Bass (W 300), BG 17 und TW 70. Ging mir schnell auf die Nerven. Der Punch im Bass war gut, trocken, druckvoll, aber der Mittelhochton hatte was leicht nervendes. Ob es an der hohen Lautstärke lag, mit der heute alles gefahren wurde? Nein, kann nicht als Ausrede dienen. Andere haben sich da besser aus der Affäre gezogen. Ich hab mir die Box nur zehn Minuten gegeben und kurz vorm Umbau nochmal fünf. Dirk hat länger davor gesessen, kam aber zu einer sehr ähnlichen Einschätzung.
Ich finde ja den Vergleich des eigenen Höreindrucks mit den Texten aus der K+T spannend und habe gleich nach der Rückkehr alle Beschreibungen der gehörten Probanden erneut gelesen. Überall gehe ich mit. Nur hier nicht, nicht bei CT 290.
Da überschlagen sich die Redakteure vor Begeisterung: „…spielt überaus souverän, crisp und locker….“ locker? Ich fand’s obenrum angestrengt, oder sagen wir harsch. „Gesangsstimmen kommen enorm transparent, lebendig und offen…“ Echt? Zwischen der hervorragenden CT 230 und dieser Kiste lagen nach meinem Empfinden Welten.
Nun gut. Weg damit in den Flur. Jetzt haben wir die bewährte Nada gehört, 18er ScanSpeak Illuminator mit dem sündhaft teuren Beryllium HT. Hmm. Ob es an der Lautstärke lag? Irgendwie klang das anfangs obenrum leicht angestrengt und die Box in den Mitten – ich hatte immer noch CT 230 im Ohr – etwas müde. Basspunch war gut, wie immer. Als wir dann auf eine Klassikaufnahme wechselten, zeigte der HT seine Qualitäten (Triangel –Plingggggg) und auch die Dynamik wusste zu überzeugen. Jetzt fügte sich alles voreinander. Gerade noch ein Happy End geschafft.
Großspurig behauptete ich gegenüber Thomas, unsere Bassreflexvariante würde mehr Punch machen. Zuhause überprüft…Irrtum. Allerdings saugt mein Raum auch enorm Bassenergie mit seinen Rigipsplatten. Da hilft nur ein 1:1 Vergleich.
Okay, weiter im Text. Jetzt kam aus dem Hause Strassacker die neue Akerselva auf die Teststrecke. Dirk und Thomas haben recht schnell das Weite gesucht; ich fand zwar den Bass etwas überdimensional - und das in einem Hörraum mit vier Metern Deckenhöhe und insgesamt geschätzten sechzig Quadratmetern (inkl. dem mit Stellwand abgetrennten Teil). Vier 18er Wavecor pro Seite setzen halt Luft in Bewegung. Aber die Anbindung an den Seas Koax fand ich geglückt und die Leistungen des Koax beachtlich. Offenheit, Dynamik, Details – gefiel mir sehr gut. Wäre da nicht der überdominante Bass, hätte ich mich richtig begeistern können. Interessant wäre eine auf normale Wohnraumverhältnisse abgespeckte Variante. Ich fand’s schon beeindruckend, was die Box für große Klangbilder gemalt hat. Und ähnlich haben das wohl auch die K+T Redakteure gesehen:
„…in unserem recht großen Hörraum kam zu keinem Zeitpunkt der Wunsch nach mehr Tiefton auf. Deutlich feingeistiger und subtiler spielte der famose Seas-Koax auf, der eine sensationelle räumliche Abbildung lieferte …“ Man beachte den zwischen den Zeilen verborgenen Hinweis, dass der Mittelhochton „feingeistiger“ (Komparativ) spielte, womit im Prinzip gesagt ist, dass der Bass zu dicke kommt.
In der Mischung dieser Eigenschaften empfiehlt die Redaktion: „Ich kann mir die Akerselva auch gut als Frontlautsprecher in einem Heimkino-Setup vorstellen – der Subwoofer mit genügend Tiefgang und Punch wäre schon integriert, während der Seas-Koax einen exzellenten Center-Lautsprecher geben würde…“ Bingo, da darf der Bass ruhig etwas mächtiger zur Sache gehen, und der tolle Mittelhochton kann im Center und vielleicht sogar als Rearspeaker seine Stärken ausspielen… für Leute, die das Geld investieren wollen und können. Immerhin werden hier in der HighEnd-Weichenversion 1320 Euronen pro Seite verlangt.
Danach schleppte ein Besucher seine selbstgebaute Zweiwegebox herein, die Gehäuseinnenwände mit Granitplatten verstärkt und die Weiche separat in einem eigenen Gehäuse aufgebaut. Klang sehr gut, ich gehe aber nicht weiter darauf ein, da es ein Einzelprojekt ist.
Zuletzt führten wir uns die K+T Ariosa zu Gemüt. Kompakt-/Regalbox mit einem 15er Seas (CA15 RLY) und Air Motion Hochtöner von Gradient (AT1R). Erwartungsgemäß fehlte hier, zumal in dem großen Hörraum, die letzte Autorität im Bass, auch im Tiefgang, dennoch für seine Verhältnisse knackig. Insgesamt hat mich der LS überzeugt: Die Anbindung von Tiefmitteltöner an den AMT war gut gelungen, bisweilen marschieren die hochdynamischen AMTs ja dem Restgeschehen davon (oder übereifrig voran), hier nicht. Musik aus einem Guss, Klasse Räumlichkeit, Auflösung, Stimmenwiedergabe. Wer aufgrund seiner Wohnraumsituation eh nicht laut aufspielen kann und kein Tiefbassfetischist ist, sollte sich die Box näher anschauen.
Das war’s, sowohl mit der Hörsession als auch meinem Text, wir sind nach Hannover gerauscht und müde, aber glücklich nach Hause gekommen. Und für einen Hörbericht hat die Restenergie auch noch gereicht.
Sebastian Schneider
Foto zeigt die Nada und die Akerselva