Baubericht Audiospeak
Im vergangenen Jahr habe ich in einer Ausgabe der Klang&Ton einen Air Motion Transformer entdeckt, der nur 50 € kostet. Der Audiopur AMT 9M ist zwar preisgünstig, aber keinesfalls billig. Er besitzt eine 4 mm starke Aluminium Frontplatte mit 90 mm Ǿ und einen Neodym Antrieb. Eine passende Dichtung ist beigelegt. Die Verarbeitung ist bei allen Exemplaren, die ich bisher gekauft habe, tadellos. Von einem kleinen Pferdefuß gibt es aber noch zu berichten. Wenn man optimale Belastbarkeit und Klirrarmut haben möchte, dann sollte man ihn erst ab ca. 4 kHz einsetzen. Das schränkt die Anzahl der möglichen Mitspieler schon ein. Ich habe bisher kein 17 cm Chassis (6,5“) gefunden, mit dem das laut Datenblatt möglich ist. Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass man so etwas mit einer entsprechenden Filterschaltung doch hin bekommt. Da mir das finanzielle Risiko zu groß erschien, habe ich mir verschiedene kleinere TMT (Tiefmitteltönern) angeschaut. Als erstes habe ich einen 5“ Visaton TMT benutzt. Der hat eine Polypropylen-Membran, ist sehr preiswert und passte gerade in ein vorhandenes Gehäuse. Die AMT habe ich dann einfach mit Klebeband an den HT-Gehäusen befestigt. Das Ergebnis ist optisch sicher nicht massentauglich (mit den Nicknames wie „Schiffssirene“ kann ich leben/ siehe meinen Avatar) aber akustisch war es schon mal ermutigend. Der AMT bringt seine tolle Auflösung ein. Leider kommt der TMT in den höheren Lagen nicht ganz mit dessen Dynamik mit. Er ist hier schlicht zu langsam. Besser kann ich das nicht ausdrücken.
DEMO: Audiopur AMT+ Visaton TMT
Als mögliche Kandidaten habe ich mir den Fountek FW146 und den Scanspeak 15W 8434G00 angeschaut. Trotz des höheren Preises bin ich beim Scanspeak geblieben. Der hat mit seiner Glasfasermembran ein gleichmäßiges Rolloff am oberen Ende seines Frequenzbandes. Resonanzen sind nicht vorhanden. Er läßt sich also einfacher beschalten. Damit ist das Setup für die Audiospeak komplett. Eckdaten: HT - Audiopur AMT 9M, TMT - Scanspeak 15W/8434G00, Trennfrequenz ca. 4 kHz(!), Gehäuse - Bassreflex (BR) mit 10 ltr Nettovolumen 360 x 180 x 270 mm. Weiche 12 dB .
Die Bassabstimmung stammt von der ScaMo 15 aus Hobby Hifi 2/2014. Die ScaMo ist mit dem gleichen Basschassis ausgestattet. Gegenüber der Demoversion zeigt diese Abstimmung überzeugende Tieftonperformance.
Schallwand der Audiospeak
Aus dem „lauen Lüftchen“ ist mit dieser Abstimmung ein recht fester, für so ein kleines Gehäuse auch voluminöser Bass geworden. Im Vergleich zu meiner Illu 18 GL fehlt es in den tieferen Lagen an Durchschlagskraft und Dynamik aber das war ja zu erwarten. Die Bassabstimmung habe ich ungefähr von der Hobby Hifi ScaMo 15 übernommen. Sie ist schon tricky. Statt eines 25 cm BR Rohres wird die Seitenwand, die dem nur 10 cm langen Bassreflex Rohr gegenüber liegt in die Bassreflex-Konstruktion einbezogen - funktioniert überzeugend. Den kleinen AMT habe ich bei etwa 4kHz getrennt. Der Scanspeak ist eines der wenigen Chassis dieser Größe, die in diesen Höhen noch sauber mitspielen können.
Die Frequenzweiche habe ich zunächst auf der Website vom Lautsprechershop
http://www.lautsprechershop.de berechnet. Das kann aber immer nur die Grundlage für eine passende Weiche sein. Von dieser Berechnung ausgehend (2 Wege, 12 dB/Oktave, Butterworth-Filter und den Angaben für die Impedanz und Empfindlichkeit der Lautsprecherchassis) lege ich Bauteilewerte fest, die es auch zu kaufen gibt. Dadurch wird natürlich u. U. die vorgegebene Trennfrequenz noch einmal geringfügig verschoben oder die Filterflanke verändert. Ob das korrigiert werden muss wird durch Messungen und Hörtests ermittelt. Oft entstehen dann noch Änderungen um z.B. die Lautstärke des Hochtöners anzupassen.
Audiospeak im Rohbau
Die Angaben in den Datenblättern sind oft Mittelwerte, die im beschalteten Zustand dann nicht immer passen. An dieser Stelle ist natürlich der Hör-geschmack des Testers entscheidend und die Qualität des Masters, mit dem die neue Box verglichen wird (Bei mir ist das hauptsächlich eine AOS Illu 18 GL mit Scan Speak Bestückung).
Ein weiterer, oft zu korrigierender Effekt ist der Bafflestep. Dabei sorgen die Abmaße der Schallwand dafür, dass die Reflexionen darauf zu nur bei höheren Frequenzen stattfinden (also bei kleineren Wellenlänge) und der Schalldruck unterhalb dieser Schwelle um bis zu 6 dB geringer bleibt als bei den höheren Frequenzen. Dieser „Abriss von Reflexionen“ auf der Schallwand zu niedrigeren Frequenzen klingt dann oft dünn und höhenbetont. Der Bafflestep muss also konstruktiv berücksichtigt werden.
Ein erster Versuch mit einem Sperrkreis vor dem Tieftöner war tonal schon brauchbar. Da hier jedoch ein zusätzlicher Widerstand in den Signalweg des Tieftöners eingebaut wurde, kam der Bass nicht mehr so präzise. Eine bessere Alternative besteht darin, die Spule vor dem Tieftöner so zu vergrößern, dass der Bafflestep ausgeglichen wird. Das führte vom ursprünglichen berechneten Wert der Spule von 0,47 mH nach vielen Tests auf einen endgültigen Wert von 1,2 mH. Auch größere Werte, bis ca. 1,8 mH sind möglich, die Box verliert dann aber ihren offenen Charakter in den Mitte, da dort eine Senke im Frequenzgang erzeugt wird (in manchen Boxen ist das so eingebaut, damit sie nie nerven). Im letzten Schritt habe ich die zusam-mengestückelten Bauteile der Weiche durch passende Einzelbausteine ersetzt, die restlos ramponierte Weichenplatine ausgewechselt und die Weiche ins Gehäuse verlegt. Die Weiche muss auf einem kleinen Brett oder einer geteilten Platine aufgebaut werden. Das größte Loch im Gehäuse mit nur 116 mm ist das für den Tieftöner. Da muss sie durch!
Achtung: hier wirds subjektiv!!!Wie klingts? Im Vergleich zur Illu 18 hat die Audiospeak einen volleren Grundton und Oberbass, das klingt wärmer und runder, ist aber sicher kein tonaler Fehler, sondern ein bei Kleinlautsprechern gern verwendeter Effekt, um über den Tiefton-bereich hinwegzutäuschen, der oft nicht wirklich tief ist. In den Mitten ist die Box nach den vielen Korrekturen an Spule und Hochtonpegel sehr ausgeglichen. Das hat auch mit Abstand die meiste Zeit gekostet. Hier kommt man mit Messungen nicht zum Erfolg sondern mit hören, ändern, hören, ändern….. Die Höhen kommen, wenn die Boxen eingewinkelt aufstellt wird mit einer Leichtigkeit, die selbst die Illu nicht ganz so liefern kann. Dabei wirkt sie keinesfalls überzogen. Hochtonreiche Musik bringt es dann aber auf den Punkt. Töne „explodieren“ förmlich. Instrumente und Stimmen werden räumlich schön verteilt. Die Audiospeak spannt einen recht tiefen Raum auf. In der Tiefenstaffelung herrscht Gleichstand mit der Illu, die in der Breite leichte Vorteile hat. Bei einigen Musik-stücken bemerkt man sehr leise Klänge, Anblasgeräusche und Atmen, die bei der Illu einfach nicht zu hören sind.
Insgesamt ist die Audiospeak nicht der Kracher geworden, den man beim ersten Musikstück unbedingt haben will, sie braucht etwas Eingewöhnung. Mit zunehmender Laufzeit entdecke ich aber immer mehr Details in der Musik. Ich mag das und ich habe mein Ziel erreicht.
Für experimentierfreudige Zeitgenossen kann man mit der beschriebenen Änderung der Basspule (1;
1,2; 1,5 oder 1,8 mH) und der Änderung der Parallelwiderstandes im Spannungsteiler vor dem Hochtöner (1,0;
1,2; 1,5 oder 1,8 Ohm) noch leichte Anpassungen an den Hörraum und (oder) an die eigenen Hörgewohnheiten vornehmen.
Die Kosten für das Bausatzpaar liegen etwa bei 300 -340€, ohne Holz und Oberflächenveredelung. Der höhere Preis ist dann teureren Bauteilen in der Frequenzweiche geschuldet.