In 40 Musiker-Jahren kommt eine beeindruckende Strecke an Platten zusammen - diese Doppel-CD gehört zu der an Highlights nicht armen Diskografie des Godfather of Funk. Maceo Parker und die WDR Big Band lassen es dermassen krachen, dass Stillsitzen zur Herausforderung wird. "Roots & Grooves" ist ein must have für jede gut sortierte Plattensammlung. Hier feiert nicht irgendwer, sondern der souveräne Altmeister ein synkopiertes Fest. An der Orgie beteiligen sind die Protagonisten der berüchtigten WDR Big Band, die in der Szene über beste Referenzen verfügt.
Aufgenommen wurde das Ausnahmealbum während einer Europatournee, die der ehemalige P-Funker Parker mit der 18-köpfigen Big Band unter der Leitung von Michael Abene absolviert. "Mir fehlen die Worte, wenn ich versuche zu beschreiben, wie gut ich mich bei diesem Projekt gefühlt habe", gesteht Parker. Dieses Gefühl schwitzt "Roots & Grooves" aus jeder Pore, man hört dem ehemaligen James Brown-Sideman die Spiel- und Singfreude bei jeder Note an. Die Emotionalität könnte kaum dichter sein und wird durch wohldosierte Beimischung des Publikums noch authentischer. Dieses Album setzt dem temperamentvollen, rhythmusgeladenen Gospel-Soul-Funk eine wohlverdiente Krone auf. Nach dem lässig-lockeren Opener "Hallelujah I Love Her So" offenbart "Busted", um was es geht: CD 1 ist eine Hommage an den einmaligen Ray Charles und der singende (!) Parker lässt die Erinnerungen mit inspirierter Kraft wieder lebendig werden.
"Hier ist ein Traum wahr geworden", kommentiert Parker das Albumkonzept. "Als ich die ersten Gerüchte hörte, dass ich vielleicht an einem Bigband-Projekt teilnehmen würde, kamen mir sofort die Ray Charles-Stücke in den Sinn. Die wollte ich nämlich schon immer mal spielen. Und die Funkstücke in Bigband-Proportionen hören, war wirklich mal was anderes!" Hervorzuheben ist aus der Ray Charles-Hommage "Hit The Road Jack" und besonders "Georgia On My Mind". Hier übertrifft Parker mit seiner grandiosen Interpretation das ehrwürdige Vorbild. "Seine Stimme kommt auf fast unheimliche Weise dem Original nahe", bemerkt Big Band-Boss Abene. Bescheiden schmunzelt Parker hierzu: "Ich bin mit einer Stimme gesegnet, die ein bisschen wie seine klingt". Abene bringt es schließlich auf den Punkt: "Wenn man die Augen schließt, klingt es genau wie Ray!" Oder sogar kraftvoller, muss man ergänzen.
Die erste Hälfte der Doppel-CD ist bereits bravourös. Ray Charles-Fans kommen ebenso auf ihre Kosten wie Maceo Parker-Verehrer und erfahrene Big Band-Anhänger. Über eine Länge von 50 Minuten servieren die Protagonisten ihr grooviges Kaleidoskop. Feinste Kost für Fans und suchende Hörer, die nach dem feinen Swing-Aperitif von Robbie Williams Appetit auf griffige Vollwertkost bekommen haben!
Was ist von der zweiten CD zu erwarten? Wir erleben die Big Band-Versionen einiger Funk-Hymnen aus Maceos Feder. Nicht fehlen dürfen dabei natürlich "Shake Everything You Got" und "Pass The Peas". Schon der Opener "Uptown Up" macht klar, wo der Hammer hängt. Die Schlagzeuglegende Dennis Chambers (u.a. bei Santana) treibt die Songs mit versiertem Stickeinsatz vorwärts und entwickelt sie zu wahren Funk-Orgien. Höhepunkt dieses Rausches ist die 17-minütige Version von "Pass The Peas", in der Chambers seinem virtuosen Spieltrieb freien Lauf lässt und der CD mit einem fulminanten Solo noch einen intensiven Höhepunkt spendiert. Im fantastischen Big Band-Arrangement entfachen die Parker-Songs eine furiose Kraft. Eine große Freude, diesem Zusammmenspiel zuzuhören. "Roots & Grooves" empfiehlt sich sowohl Maceo-Fans als auch solchen, die es werden wollen.
Happy listening
